reboot
Cirque & Transmission
Mit reboot
Dauer : | 2 Tage |
Alter : | Ab 16 Jahren |
Level : | Für Profis |
Zweitägiger Workshop | Anmeldung per Mail an: info@courantdcirque.ch
Vergangene Daten:
- 28. März 10:00

reboot
Feministische Ansätze zum (Neu-)Denken von Governance: Welche Möglichkeiten gibt es für den Sektor der darstellenden Künste?
In der Vergangenheit haben feministische Bewegungen versucht, sich horizontaler und demokratischer zu organisieren, um die Machtdynamik innerhalb ihrer Verbände zu begrenzen. Seit den 1970er Jahren sind mehrere innovative Organisationsformen und Instrumente entwickelt worden, wie z. B. Co-Management, partizipatives Management, gewaltfreie Kommunikationsinstrumente und geschlechtergetrennte Räume. Diese Modelle zielen darauf ab, mit institutionalisierten Hierarchien zu brechen und traditionellen patriarchalischen Strukturen entgegenzuwirken.
In den darstellenden Künsten haben diese feministischen Prinzipien neue Formen des kollektiven Schaffens inspiriert. Mehr und mehr Unternehmen, Kollektive und Strukturen setzen auf gemeinsame Entscheidungsprozesse und eine gerechte Verteilung der künstlerischen Verantwortung und versuchen, traditionelle Hierarchien zu vermeiden. Zwischen Fortschritten und Grenzen bleiben viele Herausforderungen, um das Gleichgewicht zwischen theoretischer Gleichheit und internen Praktiken zu wahren, in denen Formen der informellen Macht noch immer auftauchen können.
Mit der Unterstützung von Movetia und in Kollaboration mit dem Zirkusquartier organisiert das Projekt Reboot zwei Tage der Reflexion über Governance-Fragen im Bereich der darstellenden Künste. Der Workshop richtet sich an Akteur:innen aus den Bereichen Zirkus, Tanz, Theater und verwandten Disziplinen.
Für Anmeldungen oder Fragen wende dich bitte an info@courantdcirque.ch. Die Anzahl der Plätze ist begrenzt, bei zu vielen Anmeldungen wird eine Auswahl getroffen.
Präsentation der Workshops
„RISIKEN EINGEHEN, SORGFALT WALTEN LASSEN: EIN SCHLÜSSELTHEMA IN DER KÜNSTLER:INNENKARRIERE“ – AGATHE DUMONT
Agathe Dumont ist Tänzerin, Professorin für künstlerische Ausbildung an der École supérieure d’art et de design (TALM) in Angers und unabhängige Forscherin, spezialisiert auf Zirkuskunst, Tanz und bildende Kunst. Sie hat
umfangreiche Forschung zu Gesundheit und das Wohlbefinden von Künstler:innen, insbesondere die psychosozialen Risiken, denen sie ausgesetzt sind durchgeführt. Im Jahr 2022 veröffentlichte sie einen Bericht mit dem Titel „Taking Risks, Taking Care: Health as a Key Issue in Circus Artists‘ Careers“. Diese 2019 initiierte Studie folgt auf einem früheren Forschungsprojekt, das 2015 über Tänzer:innen durchgeführt wurde. Das Hauptziel dieser Studie war es, die Rolle von Gesundheits- und Pflegefragen, die Faktoren, die zu körperlichen, geistigen und sozialen Verletzungen beitragen und deren Prävention in den Karrieren von Künstler:innen aus verschiedenen Generationen, Disziplinen und Bereichen zu untersuchen. Durch die Erhebung von Daten mittels Umfragen und qualitativer Interviews wollte Agathe Dumont Künstlerinnen und Künstlern eine Stimme geben und aufzeigen, wie sie dieses Thema in ihr tägliches Leben und ihren beruflichen Werdegang einbeziehen.
Die Ergebnisse sollen einen Überblick über die Praktiken und Wahrnehmungen des Sektors in Bezug auf Gesundheit und Pflege geben und heben gleichzeitig die Aussagen der Künstler:innen durch persönliche Erzählungen hervor. Diese Forschung eröffnet Möglichkeiten zur Reflexion über Verbesserung der Unterstützungsmechanismen und Hinterfragung der Rolle der Institutionen und der Arbeitsorganisation bei der Prävention psychosozialen Risiken bei Künstler:innen. Es wird betont, wie wichtig es ist, diese Probleme zu erkennen und anzugehen, um wirksame Unterstützungs- und Präventionsstrategien zu entwickeln.
„KONFLIKTE TRANSFORMIEREN: QUEERE UND FEMINISTISCHE WERKZEUGE FÜR KOLLABORATIVE UND INKLUSIVE LÖSUNGEN“ – COLLECTIF FRACAS
Collectif Fracas ist ein 2019 gegründetes queeres und feministisches Kollektiv, das sich der Konfliktlösung und Auseinandersetzung mit Gewalt innerhalb von Gruppen widmet. Inspiriert durch transformative Gerechtigkeit, versucht das Kollektiv, Konflikte in Gelegenheiten zur Heilung und Rechenschaft zu verwandeln, ohne auf traditionelle juristische Ansätze zurückzugreifen.
Hauptmissionen:
- Intervention: Einsatz von Methoden wie Mediation, Wiedergutmachungszirkel und Sozialanalyse, um Kollektive bei der Lösung von Spannungen zu unterstützen.
- Ausbildung: Durchführung von Workshops und massgeschneiderten Schulungen, um die Gemeinschaften mit Werkzeugen für Konfliktmanagement und Gewaltprävention auszustatten.
- Ressourcen: Bereitstellung von Werkzeugen, Erfahrungsberichten und praktischen Leitfäden zur Förderung kollektiver und mitfühlende Konfliktlösung.
Veranstaltungen und Aktivitäten:
- Organisation des (In)justices-Festivals im Jahr 2021, das sich auf Gerechtigkeit in queeren und feministischen Gemeinschaften, mit Debatten und Podiumsdiskussionen, die online verfügbar sind, fokussiert.
- Massgeschneiderte Unterstützung für Kollektive in verschiedenen Regionen.
„ZUSAMMENARBEIT NEU ERFINDEN: PRAKTISCHE WERKZEUGE FÜR INKLUSIVE UND EFFEKTIVE KOLLEKTIVE“ – THE COLLECTIVE TOOLS PROJECT
Das Projekt „Collective Tools“ ist eine kollaborative Aktions- und Forschungsinitiative, die im September 2023 gestartet wurde zwischen der Haute école d’art et de design – Genève (HEAD – Genève) und La Manufacture – Haute école des arts de la scène (Lausanne).
Hauptziele:
- Erleichterung der kollektiven Arbeit: Analyse und Verbesserung der Gruppendynamik in der Kulturszene und Aktivist:innenbewegungen in der Westschweiz.
- Identifizierung effektiver Methoden: Beobachtung und Formalisierung von Instrumenten und Protokollen, die eine harmonische Zusammenarbeit fördern und Kollektiven helfen, ihre Ziele zu erreichen.
Methodik:
- Beobachtung: Untersuchung verschiedener künstlerischer, assoziativer und aktivistischer Kollektive, um ihre Arbeitsmethoden und Instrumente der Zusammenarbeit zu verstehen.
- Formalisierung: Dokumentieren dieser Werkzeuge in Form von Protokollen oder „Spielregeln“ für die praktische Anwendung.
- Erprobung: Testen dieser Protokolle in verschiedenen Gruppen, um ihre Wirksamkeit und Anpassungsfähigkeit in verschiedenen Kontexten zu bewerten.
Das Collective Tools Project bietet eine frei zugängliche Toolbox zur Verbesserung der Zusammenarbeit in Gruppen und Kollektiven. Diese praktischen Werkzeuge, die vom Team gesammelt, getestet oder entwickelt wurden, sind online verfügbar.
Circ-Exchange x reboot
Der Circ-Exchange findet am Donnerstag 27. März 2025 im Zirkusquartier statt.
Das Reboot-Team wird im Rahmen vom ersten Circ-Exchange im 2025 auch einen Workshop zum Thema „Collective Making“ leiten. In diesem Workshop wird das Reboot-Projekt vorgestellt und aufstrebenden Künstler:innen werden konkrete Werkzeuge an die Hand gegeben, ihre kollektive Arbeit zu stärken. Durch praktische Übungen und Diskussionen werden die Teilnehmer:innen Gruppendynamiken erforschen, effektive Methoden der Zusammenarbeit erlernen und über Wege zur Stärkung der Kooperationen innerhalb ihrer künstlerischen Projekte nachdenken. Nach einem intensiven Austausch lassen wir den Circ-Exchange mit einem gemütlichen Apéro ausklingen.
Circ-Exchange Format
Circ-Exchange ist ein Netzwerkformat, das Workshops und Diskussionen für Zirkusschaffende in der Schweiz umfasst. Ziel ist es, einen Raum zu schaffen, in dem Artist:innen Ideen austauschen, sich treffen, Erfahrungen teilen, sich gemeinsam bewegen und Schlüsselfragen erforschen können wie: Was sind die Bedürfnisse der Zirkusszene? Wie kann die Schweizer Zirkusgemeinschaft gestärkt werden? Wie kann der Austausch zwischen Artist:innen weiter gefördert werden? Melde dich hier für Anregungen, Feedback und Themenvorschläge für Circ-Exchange.
reboot

reboot ist ein internationales Kooperationsprojekt zwischen der Schweizer Kompanie Courant d’Cirque und der französischen Compagnie d’Elles, das von Movetia und ProHelvetia unterstützt wird.
Es geht um den Austausch von Wissen und bewährten Praktiken mit dem Ziel Zirkuskunst als möglicher Ort der Transformation zu verstehen. Um die beiden Unternehmen herum beteiligen sich ein Dutzend assoziierter Partner:innen aktiv an dem Projekt.
Alle diese Akteur:innen der Zirkuswelt schließen sich zusammen, um wohlwollende und integrative Praktiken zu entwickeln, um die Ästhetik von morgen zu revolutionieren.
Sarah Simili
Sarah Simili wurde 1983 im Wallis (Schweiz) geboren und ist Zirkuskünstlerin, Regisseurin, Lehrerin und Forscherin. Seit 2015 leitet sie die Compagnie Courant d’Cirque sowie das/die encirqué-Projekt(e). Darüber hinaus ist Sarah für die Produktion und Verwaltung mehrerer Großprojekte verantwortlich, darunter LABO’Cirque und Axé Cirque. Sie hat einen DAS in Kulturmanagement und einen CAS in Dramaturgie und Textperformance und schloss 2023 einen Master in Gender Studies an der Universität von Angers ab. Außerdem absolvierte sie eine Ausbildung zur Gleichstellungsberaterin bei La Petite in Toulouse. Im Jahr 2024 begann sie einen zweiten Masterstudiengang in Management von künstlerischen Bildungseinrichtungen an der Universität Rouen. Neben ihrer künstlerischen, pädagogischen und akademischen Tätigkeit engagiert sich Sarah stark für die Anerkennung und Strukturierung der Zirkuskünste in der Schweiz. Sie präsidierte 7 Jahre lang den Schweizerischen Verband der Zirkusschulen (FSEC) und war Mitbegründerin des Vereins ProCirque, dessen Co-Präsidentin sie derzeit ist.
Yaelle Antoine
Yaëlle Antoine erhielt ihre Ausbildung an der Zirkusschule Annie Fratellini und bei L’Esacto-Lido im Bereich Seiltanz und Kontorsion. Nach einer Verletzung ließ sie ihre Karriere als Akrobatin hinter sich und nutzte ihre jahrelange Erfahrung in der Manege als Regisseurin und Lehrerin. Sie experimentiert mit dem Schreiben im Zirkus, inspiriert durch den Zirkus und das gesprochene Wort. Die meisten ihrer Arbeiten schreibt sie gemeinsam mit Marion Guyez, einer Seiltänzerin, Forscherin und Dozentin an der UGA, und sie ist Mitbegründerin von Les Tenaces, einem Frauenkollektiv, das gegen Sexismus und für Gleichberechtigung in der Zirkus- und Straßenkunst kämpft. Jahr für Jahr investiert Yaëlle Antoine auf der Suche nach den richtigen Räumen für ihre Dramaturgien in städtische und öffentliche Räume. Für sie bleibt die Investition in den öffentlichen Raum ein bevorzugtes künstlerisches Mittel, um ihre sozialen und politischen Anliegen durch Vermittlung und künstlerische Aktionen zu konkretisieren. Sie spielt mit Formaten, Räumen und Ästhetik und hat eine Vorliebe für Hybridität. Yaëlle Antoine ist Mitglied des Dozententeams von Esacto-Lido und beteiligt sich an einer Reihe von Fortbildungskursen. Yaëlle Antoine wird von der Region Occitanie und dem Drac subventioniert.
Agathe Dumont
Agathe Dumont ist Tänzerin und Kunstlehrerin an der École supérieure d’art et de design TALM – Angers und hat an der Université Sorbonne-Nouvelle im Bereich der darstellenden Künste promoviert. Sie führt theoretische und praktische Forschungen über den Alltagskörper und die künstlerische Arbeit durch. Einerseits konzentriert sie sich auf die Soziologie der künstlerischen Arbeit, die Beziehung zwischen „Pflege“ und Arbeitsorganisation, andererseits entwickelt sie praktische Forschungen im Studio oder auf der Bühne über den Alltag, das Training, die Gesten der Pflege und des Widerstands, insbesondere im Zirkus, im Tanz oder in der Performance innerhalb von TERRAIN – L’incubateur en Pays de la Loire. Von 2015 bis 2020 arbeitete sie mit Mariam Faquir an einem künstlerischen Forschungsprojekt bei L’L-chercher en arts vivants, aus dem das Buch Déclinaisons du quotidien, mettre le corps au travail hervorging, das 2023 bei L’Éditions erschien.
Jules Farce
Im Jahr 2012 gründete Jules Farce die queere, feministische und selbstverwaltete Pariser Bar La Mutinerie. Im Jahr 2019 ist er außerdem – zusammen mit Elsa Deck-Marsault und Cha Prieur – Mitbegründer des Collectif Fracas, einem queeren und feministischen Kollektiv, das Menschen hilft, mit zwischenmenschlichen Konflikten, Gewalt und Aggression umzugehen. Diese beiden Gruppen haben ihm, jede auf ihre Weise, viel darüber beigebracht, wie Gruppen funktionieren, wie man Konflikte reguliert und wie man systemische Fragen von Macht und Unterdrückung berücksichtigt. Jules hat eine Ausbildung in einer Reihe von Instrumenten und Systemen im Bereich der wiederherstellenden Gerechtigkeit und der transformativen Gerechtigkeit absolviert und ist außerdem als institutioneller Sozioanalytiker als unabhängiger Berater tätig. Seine Praxis zielt darauf ab, die in einer Gruppe wirkenden Kräfte zu klären und zu analysieren, um den Menschen zu helfen, aus Krisen herauszukommen und ihre kollektiven Formen neu zu organisieren.